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Burgau, ein lebens- und liebenswerter Ortsteil im Süden Jenas, besitzt einen historischen Ortskern mit einer bemerkenswerten Konzentration historisch wertvoller und interessanter Bauwerke bzw. Ensembles. Über die wechselvolle Geschichte Burgaus wurde schon viel berichtet (z. B. Seibt 2007, Jonscher 2012). Umfangreiche Heimatforschung wurde von einer Geschichtsgruppe innerhalb des Vereins „Die Burgauer e. V.“ betrieben, die unter anderem zahlreiche Bände der Zeitschrift „Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte“ herausgegeben hat. Bewohner und Gäste Burgaus konnten sich aber bisher nur zu besonderen Ereignissen, wie dem "Tag der offenen Höfe" oder dem „Tag des offenen Denkmals“, über beeindruckende Zeugen dieser Geschichte informieren.

Auf der Grundlage der reichen Traditionen und des vorhandenen Wissens wurde daher im Ortsverein Burgau e. V. und Ortsteilrat die Idee entwickelt, im Rahmen eines "Historischen Ortsrundgangs Burgau“ den Ortsteil für Bewohner und Gäste noch interessanter und attraktiver zu gestalten. Auf Informationstafeln sollen die geschichtlich und architektonisch interessantesten Bauwerke bzw. Ensembles Burgaus, die dem Ortsteil einen besonderen Glanz verleihen, mit ihren Besonderheiten vorgestellt werden. Sie sind perlenschnurartig vom Schulhaus entlang der Geraer Straße ostwärts bis zur Göschwitzer Straße und dem Tal des Felsbaches unterhalb der Binderburg angeordnet. Auf jeder Informationstafel ist ein QR-Code zu finden, über den man sich mit dem Handy vertiefende Informationen zu den ausgewählten Objekten auf der Webseite des Ortsteils erschließen kann. Dabei wurden alle unter Denkmalschutz stehende Objekte einbezogen und zusätzlich einige weitere Denkmale und Informationstafeln integriert.

Ortsverein und Ortsteilrat verbinden mit dem "Historischen Ortsrundgang Burgau" die Hoffnung, Interesse bei Einwohnern und Gästen zu wecken und deren Informationsbedarf zu befriedigen. Vielleicht gelingt auch eine weitere Stärkung der Verbundenheit der Bewohner mit ihrem Ortsteil sowie ihres Engagements für sein kulturelles Leben.

 

Weiterführende Literatur

Cosack, G. & R. Jonscher (o. J.): Von Ammerbach bis Zwätzen. Aus der Geschichte der Jenaer Vororte. – Reihe des Stadtarchivs Jena Nr. 2, 148 S. (ca. 1995)

Die Burgauer e. V. (Hrsg.) (o. J.): Altes und Neues Burgau – Bildband. – Jena, 80 S.

Die Burgauer e. V. (Hrsg.) (2020): Das Alte Gut nur noch als Modell. – Jena, 64 S.

Hachmeister, A. & K. Enkelmann (2022): Burgau „Alt und Neu“. – Jena, 48 S.

Jonscher, R. (2012): Von Ammerbach bis Zwätzen. Aus der Geschichte der Jenaer Vororte. - Bausteine zur Jenaer Stadtgeschichte 15: 480 S.

Ortsverein Burgau e. V. (Hrsg.) (2021): Festschrift 15 Jahre Ortsverein Burgau e. V. 2006 – 2021. - Jena, 70 S.

Rohnstock, K. & R. Müller (2007): Das Dorf lebt, Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. – quartus-Verlag, 1. Aufl., Bucha bei Jena, 134 S.

Stadt Jena, Dezernat Stadtentwicklung und Umwelt (Hrsg.) (2016): Dörfer in Jena. Entwicklungskonzeption für die ländlichen Ortsteile und historischen Ortskerne der Stadt Jena. – Schriften zur Stadtentwicklung 8, 154 S.

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

Seibt, S. & T. Keßler (2014): Burgauer Kirchenbuch. Die Geschichte der Burgauer Kirche und der Kirchengemeinde von 1914 bis 2014. – Jena-Burgau, 98 S.

Sturz, R. & M. Mieth (Hrsg.) (2018): JENA - Lexikon zur Stadtgeschichte. - Tümmel Verlag GmbH Berching, 888 S.

 

 

Weitere historisch interessante Objekte

Auf der Übersichtstafel, die Sie in den drei Schaukästen des Ortsteils finden, ist die Lage von zehn ausgewählten und auf Informationstafeln beschriebenen Objekten dargestellt. Außerdem wurden auf dieser Übersichtskarte drei weitere Objekte bzw. Orte mit historischen Informationen zur Ortsgeschichte von Burgau aufgenommen. Zu diesen sollen nachfolgend vertiefende Informationen geboten werden:

 

Kriegerdenkmal 1870/71

Das Denkmal für die Gefallenen des Deutsch-Französischen Krieges 1870 – 1871 und eine Gedenktafel erinnern an die acht teilnehmenden Soldaten aus Burgau (Seibt 2007). Zwei von ihnen sind in der Schlacht von Loigny und Poupry am 02. Dezember 1870 bei Poupry in Frankreich gefallen. Zu den Kriegsopfern zählten der erst zweiundzwanzigjährige Julius Richard Berthold Herrmann (*25.11.1848) und der dreiundzwanzigjährige Johann Friedrich Jacob Hochstein (*31.12.1846), Gefreiter bzw. Füsilier beim Infanterie-Regiment Großherzog von Sachsen (5. Thüringisches) Nr. 94 der Preußischen Armee. Das Kriegerdenkmal wurde daraufhin von Familie Herrmann, eine wohlhabende Burgauer Familie, die das Gehöft Geraer Straße 79 auf der gegenüberliegenden Straßenseite besaß, sowie der Gemeinde Burgau zur Erinnerung an die Opfer dieses Krieges errichtet. Die Enthüllung des Denkmals fand am 03. September 1871 statt „unter großer allgemeiner Teilnahme“ der Burgauer Einwohner. Gleich hinter dem Denkmal befindet sich eine „Ehrentafel für die Kriegs-Veteranen““ Georg Geisler, Julius Hochstein, Heinrich Keucher, Ernst Zipfel, Wilhelm Jarandt und Eduard Gruber, die diesen am 02. September 1910 von der Gemeinde Burgau gewidmet wurde.

 

Weiterführende Literatur

Maetzig, D. (2011): Burgauer Familie. Die Familie Herrmann. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2011: 75-78

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

Maetzig, D. (2018): Die Burgauer Familie Herrmann. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2018: 97-112

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

 

Informationstafel „Das Gefecht bei Winzerla und Burgau am 12. Oktober 1806“

Vom Institut zur militärgeschichtlichen Forschung Jena 1806 e. V. und dem Stadtmuseum Jena wurde zum 200. Jahrestag eine Informationstafel südlich der Geraer Straße 85 „Das Gefecht bei Winzerla und Burgau am 12. Oktober 1806“ aufgestellt, die über die Kampfhandlungen im Gebiet vor der Doppelschlacht bei Jena und Auerstedt am 14. Oktober 1806 berichtet. Darauf heißt es: „Nach den für Napoleons Truppen erfolgreichen Vorgefechten bei Schleiz am 9. Oktober und Saalfeld am 16. Oktober 1806 marschierten diese nun auf Jena. Hier vermutete Napoleon die preußische Hauptstreitmacht. Bevor es zu den folgenreichen Schlachten bei Jena und Auerstedt kam, brach die Furie des Krieges bereits über Winzerla und Burgau herein. Am Sonntag, den 12. Oktober 1806 griffen die Vortruppen des französischen V. Armeekorps bei Maua den dort befindlichen preußischen Husarenposten an. Dieser musste sich schließlich unter dem Schutz einer Jägerkompanie auf Winzerla zurückziehen. Dabei verloren die Husaren einen Offizier, 22 Mann und 26 Pferde. Bei Winzerla aufgefahrene preußische Artillerie konnte zu diesem Zeitpunkt noch ein weiteres Vorgehen der französischen Truppen verhindern. Der die Vorposten bei Lobeda und Burgau kommandierende preußische Oberst von Erichsen stellte seine Truppen nun von der Burgauer Brücke bis zur Gemarkung Tiergarten, westlich von Winzerla auf. Gegen 21 Uhr musste er auf Grund von Munitionsmangel sowie erhöhtem Angriffsdruck das Terrain von Burgau und Winzerla aufgeben. Er zog sich über Ammerbach auf die Höhen westlich Jenas vom Gefechtsfeld ab.

Die französische Division Suchet, zu der die Vortruppen des V. Armeekorps gehörten, besetzten Burgau und Winzerla und verbrachten die Nacht auf den nordwestlich der Ortschaften gelegenen Flächen. Am Morgen des 13. Oktober räumten die Preußen Jena und das Saaletal. Sie zogen sich, verfolgt durch das Korps des Marschall Lannes, auf das spätere Schlachtfeld zurück.“

 

Auf der Rückseite der Informationstafel sind folgende Zeitzeugenberichte aufgeführt:

Aus den handschriftlichen Aufzeichnungen des Lobedaer Oberpfarrers Georg Friedrich Schmidt:

„Den 12. Oktober, am Sonntag, ging ich zu meiner Außengemeinde Rutha, um daselbst, so wie ich hiervormittags getan habe, eine auf die Zeit passende kurze Betstunde zu halten. Kaum hatte ich sie geendigt, so hörte ich schon auf dem Rückwege unaufhörlich schießen, und die Preußen traf ich auf der Heimkehr nicht mehr an.

Die Franzosen kamen von Rothenstein herunter und die Preußen hatten bei dem Gasthof Winzerla auf die Chaussee und Wiesen postiert. Lange dauerte das Vorpostengefecht. Endlich verfolgten mit Macht die französischen Husaren und Chasseurs zu Pferde die preußischen Husaren, welche sich zurückzogen bis nahe am Gasthof. Allein, sobald sich die Kanonen hören ließen, flohen sie wieder zurück. […] So ging es fort, bis die Nacht einbrach.

Die Franzosen schlugen ihr Lager zwischen Maua und Göschwitz auf (es war das Gros des V. Armeekorps), holten Getreide aus den Scheunen, das ihnen teils als Futter, teils als Lagerstätte dienen musste […] Diese Nacht schon kamen verschiedene Franzosen hierher (nach Lobeda) und brandschatzten in einigen Häusern. Den 13. Oktober zogen sie wie Wolken auf der Chaussee nach Jena zu.“

Der Burgauer Pfarrer Treuber teilt uns über diese Zeit mit:

„Bei der Invasion der französischen Truppen im Jahre 1806, wo die hiesige Gegend eine 4-tägige schreckliche Plünderung vom 12. bis 15. Oktober aushalten musste, wurde der hiesige Abendmahlskelch nebst Altar- und Kanzelbekleidung aus meiner Wohnung nebst meinen sämtlichen Habseligkeiten entwendet. Desgleichen auch der Kelch der Göschwitzer Kirche. Zeitzeugen berichten.“

Institut zur militärgeschichtlichen Forschung Jena 1806 e. V.

 

Weiterführende Literatur

Nowak H., B. Hellmann & G. Queisser (1996): Lexikon zur Schlacht bei Jena und Auerstedt 1806. Personen Ereignisse Begriffe. – Städtische Museen Jena, 214 S.

 

Erinnerungstafel Eugen Reclam (1867 – 1927)

Der Maschinenbauingenieur Eugen Reclam stammt aus einer Stettiner Juristenfamilie. Er ist über seine Vorfahren tatsächlich mit dem bekannten Leipziger Verleger Phillip Reclam verwandt. Eugen Reclam nahm eine Anstellung in der Burgauer Holzstofffabrik August Frommolts an und heiratete 1903 in die Unternehmerfamilie ein. Reclam übernahm die Fabrik und verkaufte sie 1909 an die Firma Zeiss, die an der Stelle der Fabrik ein Elektrizitätswerk baute. Reclam leitete es.

Reclam war Bürger der Gemeinde Burgau geworden und hatte um die Wende zum 20. Jahrhundert einen entscheidenden Einfluss auf Burgau und die Burgauer genommen. Er hatte sie zu einer aufgeschlossenen bürgerlichen Einstellung bewegt. Er war einer der herausragenden Bürger von Burgau.

Reclam trat selbst engagiert für konkrete Projekte der Gemeinde ein. So zum Beispiel für die Pflasterung der Burgauer Dorfstraße. Er tat das überlegt, umfassend und gründlich. So besuchte er mehrere Steinbrüche, um das geeignetste Material für die Pflasterung zu finden. Bei allem Engagement für die Belange Burgaus blieb er in dieser bewegten Zeit ihr Einwohner. Er wurde zum Gemeinderatsvorsitzenden gewählt und war das bis zu seinem Tod. Reclam hatte den Gutsacker auf dem Burgauer Schlossberg gekauft und das Projekt eines ländlichen Wohnparks aus Ein- und Zweifamilienhäusern entwickelt. Das Vorhaben erforderte zunächst, einen von der Bezirksverwaltung bestätigten Ortsbebauungsplan zu erarbeiten. Eine Aufgabe, die Konzepte und vielfältige Beratungen und Einigungen erforderte. Neu-, Um- und Erweiterungsbauten sollten sich dem „dörflichen Heimatcharakter“ unterordnen. Auch die Jenaer Behörden waren daran interessiert und unterstützten das Projekt. Der Jenaer Stadtführer von 1912 schmückt seinen Einband mit dem Bild vom ersten Haus des Reclamschen Landhaus-Projektes. Gebaut wurden zwei von einem Torhaus verbundene Häuser mit einer westlich vorgelagerten Brücke über den ehemaligen Burggraben, die nach seiner Frau benannte „Marthabrücke“, wie es auch der Namenszug am Bogen der Brücke verrät. Reclam war ein engagierter Bürger in Burgaus und Jenas Öffentlichkeit. So war er Geschworener am Schwurgericht in Rudolstadt, Mitglied der Landessynode der Evangelischen Kirche, er führte die Ortsgruppe Jena der Technischen Nothilfe, war Mitglied des sehr aktiven Burgauer Gesangvereins, des Jenaer Geologischen Vereins und des Jenaer Vereins für Heimatgeschichte. So sprach sich Eugen Reclam 1911 in zwei Beiträgen in der Jenaer Zeitung aus Naturschutzgründen gegen den Bau einer Drahtseilbahn aus dem Pennickental über den Johannisberg nach Göschwitz zum geplanten Kalkwerk aus. Es ist die persönliche Tragik Eugen Reclams, dass seine Frau im zweiten Kriegsjahr starb, er seine kinderreiche Familie dann allein führte und umsorgte, der 1. Weltkrieg das angesparte Vermögen vernichtete, ihn zwang, sein vorbereitetes Projekt fallen zu lassen und seinen restlichen Landbesitz zum Erhalt seiner Familie zu verkaufen.

Reclam ist eine Persönlichkeit, an der sich die Burgauer immer wieder ein Beispiel nehmen, die sie aus der Ortsgeschichte kennen und schätzen. Die Stadt Jena hatte ihn 2015 mit einer Gedenktafel gewürdigt und der Verein „Die Burgauer“ bedachten ihn mit zwei Beiträgen im „Burgauer Almanach“.

Dietmar Maetzig

 

Weiterführende Literatur

Kessler, T. (2014): Familie Reclam. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2014: 20-28

Kessler, T. (2016): Gedenktafel für Eugen Reclam in Burgau. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2016: 97-98

 

Danksagung

Der Vorstand des Ortsvereins, der Ortsteilrat und die gesamte Organisationsgruppe bedanken sich herzlich bei den folgenden Personen und Einrichtungen:

Bei allen Objektbesitzern für ihr Verständnis, für die Bereitschaft zur Anbringung der Tafeln sowie hilfreiche Hinweise und Materialien, der Stadtverwaltung Jena, Frau Elke Zimmermann von der unteren Denkmalschutzbehörde und ihrem Team, Pfarrerin Friederike Costa und Herrn Traugott Keßler vom Pfarrbereich Sprengel Dietrich Bonhoeffer des Evangelisch-Lutherischen Kirchenkreises Jena, Herrn Matthias Reinhold, Frau Wiebke Fiebig, Herrn Camillo Alster, Herrn Karl Schmidt, Herrn Kai-Olaf Schulz und Herrn Dr. Michael Willsch.

Des Weiteren danken wir unserem Designer, Herrn Christian Häcker (PIXARIO, Zwenkau) für die kreativen Gestaltungsideen und die unkomplizierte Zusammenarbeit.

Frau Regina Stedtler †, Herr Herbert Brauns, Herr Ulrich und Frau Dr. Ute van Hengel sowie das Institut zur militärgeschichtlichen Forschung Jena 1806 e. V. unterstützten das Projekt durch die Bereitstellung von Fotos, Literatur und weiterer Unterlagen. Frau Manuela Grün half bei der Abstimmung mit einzelnen Besitzern. Beim Korrekturlesen unterstützten uns Antje Herrmann und Sabine Westhus. Herr Jochen Eckardt gab wertvolle Hinweise zum Pfarrhaus und bereitete dankenswerter Weise die Einbindung des Projektes in die Internetseite von Jena-Burgau vor, die dann Frau Ursina van Hengel fertigstellte.

Bei der Aufstellung der Metallpfosten vermittelte uns Roy Pechmann die Firma Metallbau Waren, die uns dankenswerter Weise die Bodenhülsen für die Metallpfosten gesetzt hat. Die Standorte der Pfosten wurden mit dem Kommunalservice Jena, Stephan Kirchner und Torsten Reich, abgestimmt.

Unser besonderer Dank gilt der Stadt Jena mit ihrem Eigenbetrieb JenaKultur für die Förderung des Vorhabens, vor allem Frau Evelyn Halm, die uns während der gesamten Zeit mit Rat zur Seite stand, und Frau Katrin Richter, die uns bei Fragen des Förderantrage beraten hat.

Der Ortsteilbürgermeister Herr Andreas Fehrle trug durch eine Spende zum Gelingen des Projektes bei und förderte es von den ersten Schritten an.

 

Zum Projekt „Historischer Ortsrundgang Burgau“

Auf der Ortsteilratssitzung am 09.09.2020 trug Renate Mäder die Projektidee vor, in Burgau einige bedeutende und markante Objekte mit Informationen zur Ortsgeschichte zu versehen. Diese Idee wurde vom Ortsteilrat aufgegriffen und zusammen mit dem Ortsverein Burgau e. V. ein Gemeinschaftsprojekt „Historischer Ortsrundgang Burgau“ ins Leben gerufen. Die Koordinierung des Projektes übernahm Dr. Werner Westhus. Es wurde im Frühjahr 2022 eine Organisationsgruppe gebildet, in der außer ihm folgende Personen mitwirkten: Renate Mäder als Vorsitzende des Ortsvereins Jena e. V., Dr. Dietmar Maetzig als Mitglied der Geschichtsgruppe innerhalb des ehemaligen Vereins „Die Burgauer e. V.“ und profunder Kenner der Ortsgeschichte, Annett und René Hachmeister, als Autorin bzw. Ideengeber der Fotodokumentation „Burgau „Alt und Neu““. Die nächsten Arbeitsschritte waren die Erstellung einer Projektskizze, die Auswahl der vorzustellenden geschichtlich und architektonisch interessantesten Bauwerke bzw. Ensembles Burgaus und die Sammlung von Material. Im Sommer 2023 erfolgte durch Dr. Werner Westhus das Einholen dreier Angebote zur Gestaltung und Herstellung der Informationstafeln, woraufhin von ihm ein Förderantrag bei JenaKultur gestellt werden konnte. Parallel wurde bei den Objekteigentümern um Zustimmung geworben und ihr Einverständnis eingeholt. Am 08. März 2024 erfolgte die Gewährung der beantragten Zuwendung im Rahmen der Kulturförderung der Stadt Jena. Daraufhin konnte dem Grafikbüro PIXARIO der Auftrag erteilt werden. Die Textentwürfe auf den Tafeln wurden von Dr. Dietmar Maetzig erstellt und von Dr. Werner Westhus ergänzt. Die Auswahl historischer Bilder lag vor allem in den Händen von Annett Hachmeister und Dr. Werner Westhus. Im April 2024 wurde ein Muster für die Tafeln von PIXARIO erstellt und abgestimmt, woraufhin im Juli 2024 die Entwürfe für die Tafeln vorgelegt und wiederum mit den Eigentümern abgestimmt worden sind. Parallel fand eine Abstimmung mit der unteren Denkmalschutzbehörde bei der Stadt Jena und dem Kommunalservice Jena statt. Am 20.11.2024 wurden die ersten sieben Informationstafeln angebracht, am 08.01.2025 die Bodenhülsen gesetzt und am 11.01.2025 die letzten Tafeln montiert. In kürzester Zeit erfolgen einige hundert Zugriffe auf die Webseite zum Ortsrundgang.

Am 26. Januar 2025 wurde der „Historische Ortsrundgang Burgau“ in einer Feierstunde mit Burgauern, Gästen und Mitstreitern festlich eröffnet. Parallel dazu erfolgt in der Burgauer Kirche eine Poster-Ausstellung aller zehn Informationstafeln, die nun an den sieben Häusern direkt angebracht sind bzw. an drei Pfosten vor den jeweiligen Objekten betrachtet werden können sowie der drei weiteren historisch interessanten Objekte.

Die Projektgruppe

Werner Westhus, Annett und René Hachmeister, Renate Mäder & Dietmar Maetzig

 

Jena-Burgau, 26. Januar 2025

 

 

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Pfarrhaus

 

Das ehemalige Pfarrhaus in der Geraer Straße 71 ist ein repräsentatives Gebäude mit Gewölbekeller sowie einstigem Stall, Scheune und großem Garten. Es verfügt über ein hohes Natursteinportal, das mit weiteren Portalen in der Geraer Straße ortsbildprägend ist. Im Erdgeschoss befanden sich Dienst- und Wirtschaftsräume, im ersten Stock wohnte die Pfarrersfamilie, die Bodenräume im zweiten Stock dienten zur Aufbewahrung von Obst, zum Trocknen und wurden erst später zu Wohnräumen ausgebaut. Zur Bauzeit des massigen Pfarrhauses fehlen uns Angaben.

 

Postkarte von Burgau um 1910 mit Blick entlang der Geraer Straße in Richtung Westen und dem ehemaligen Pfarrhaus im Hintergrund in der Bildmitte

 

Im 19. Jahrhundert erhielten die Gebäude des Pfarrhofes im Wesentlichen ihre heutige Gestalt, Anfang des 20. Jahrhunderts erfolgten nochmals Erneuerungsarbeiten, anschließend verschlechterte sich der bauliche Zustand bis 1994 der letzte Pfarrer in den Ruhestand verabschiedet wurde. Das Pfarrhaus blieb weiterhin bewohnt. Da sich der bauliche Zustand weiter verschlechterte, wurde in den 2000er Jahren auf Initiative der Mieter die Wohnungen, die Fassade und das Dach saniert.

 

Geraer Straße mit dem ehemaligen Pfarrhaus (Bildmitte) (Foto H. Mey 1960er oder 1970er Jahre)

 

Das stattliche Burgauer Pfarrhaus war der Verwaltungssitz der regionalen christlich-protestantischen Kirche. Burgau besaß während der Herrschaft der katholischen Religion in Deutschland nur eine untergeordnete Bedeutung. Erst nach der Reformation wuchs sie an. Im Pfarrhaus wohnten Jahrhunderte lang die amtierenden Pfarrer mit ihrer Familie und nahmen hier ihre Amtshandlungen vor. Von hier aus betreuten die Burgauer Pfarrer ihre Gemeinde. Das Pfarramt in Burgau war mit zeitlichen Unterbrechungen für die Dörfer Burgau, Winzerla, Göschwitz und Ammerbach zuständig. Die Pfarrer galten als verantwortlich für Bildung und Erziehung, führten Bücher, die über ihren Dienst Auskunft gaben, die die Bewohner des Dorfes erfassten und über besondere Vorkommnisse berichteten. Namentlich bekannt sind 36 protestantische Pfarrer, die hier seit 1523 bis zur Gründung des Dietrich-Bonhoeffer-Sprengels Dienst taten. Die zuständige Jenaer Kirchenverwaltung verlegte das Pfarramt dann nach Winzerla. Sie trugen ihre Persönlichkeit ins Dorf. So erscheint uns Pfarrer Noth (1832-1850) als ein realistischer, lebensnaher Mensch, Pfarrer Möbius (1891-1903) pochte auf seine pastorale Reputation, Pfarrer Peter (1929-1938) galt als dem Staatssystem nahe stehend.

Dietmar Maetzig

Aquarell von der Geraer Straße um 1910

 

Weiterführende Literatur

Seibt, S. & T. Keßler (2014): Burgauer Kirchenbuch. Die Geschichte der Burgauer Kirche und der Kirchengemeinde von 1914 bis 2014. – Jena-Burgau, 98 S.

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

 

 

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Dreifaltigkeitskirche Burgau

 

Historie

Eine um 1330 erstmals erwähnte mittelalterliche Dorfkirche befand sich wohl auch infolge des Dreißigjährigen Krieges in einem ruinösen Zustand. In den Jahren 1701 bis 1703 wurde an der Stelle und unter Nutzung von Teilen des romanischen Vorgängerbaus die einschiffige barocke Kirche mit zwei Reihen Holzemporen und einer gewölbten, bemalten Holzdecke errichtet. Der Stifter des Kirchenneubaus war Friedrich von Kospoth (1630 – 1701), Pächter des Kammergutes Burgau. Er starb am 4. Oktober 1701, im gleichen Jahr, in dem er den Grundstein für die neue Kirche gelegt hatte. Seine Ehefrau Johanna Sophia führte den Bau zu Ende. Die Einweihung erfolgte am 23. Oktober 1703 durch den Jenaer Superintendenten Michael Zulichen. Der mumifizierte Leichnam Friedrich von Kospoths wurde vorher in einem Prunksarg in der Krypta unter dem Altarraum beigesetzt. Im September 1741 erhielt die Kirche drei neue in Ammerbach gegossene Glocken.

Um 1880 wurde das Kircheninnere im Zeitgeschmack verändert: der helle Farbanstrich an den Wänden wurde durch graubraune Steinimitationen ersetzt. Auch Kanzelaltar und Orgelprospekt wurden neu gefasst. Anstelle der hellbeigen Farbfassungen wurden Holzimitationen aufgebracht. Diese Ausgestaltung blieb bis Ende der 1990er Jahre bestehen. Am 20.08.1867 wurde der bekannte Zoologe Ernst Heinrich Philipp August Haeckel in dieser Kirche getraut.

 

Innenausstattung

Das eindrucksvollste Ausstattungsstück der Kirche ist ohne Zweifel der acht Meter hohe schön gestaltete Kanzelaltar. Ihm gegenüber auf der Westseite der ersten Empore befindet sich die Orgel, die 1793 vom Orgelbauer Christian Poppe aus Stadtroda geschaffen wurde. Sie besitzt 19 Register, verteilt auf zwei Manuale und Pedal. Zurzeit ist sie nicht spielfähig. Es laufen Vorbereitungen für eine grundhafte Instandsetzung des wertvollen Instrumentes. Aus der Erbauungszeit der Kirche stammt ein barocker Taufengel. Er schwebt über dem Taufstein mit einem Halbkugelbecken aus dem Jahre 1798. Beide befinden sich auf der Südseite im vorderen Teil des Kirchenschiffes. Zur wertvollen Ausstattung der Kirche gehört auch das Epitaph für Friedrich von Kospoth im Altarraum. Es besitzt reiches Schnitzwerk und ein Schriftfeld mit Angaben zu Leben und Wirken des Kirchenstifters. Das Epitaph bedarf auch noch der Restaurierung. Aus der Erbauungszeit stammt der historische Steinfußboden im Chorraum und in Teilen des Kirchenschiffs. Es ist ein Mosaikfußboden bestehend aus rotbraunen Ziegelsteinen und weißen Kalkmörtelfeldern.

Prunksarg von Friedrich von Kospoth in der Gruft der Burgauer Kirche (Fotoautor unbekannt)

Mumifizierter Leichnam des Friedrich von Kospoth in der Gruft der Burgauer Kirche (Fotoautor unbekannt)

Restaurierung

Als Folge von massiven Bauschäden drohte Anfang der 1990er Jahre der Turm auf das Kirchenschiff zu stürzen. Die erforderlichen umfangreichen Stabilisierungsarbeiten dauerten bis 1998 an. Sie bezogen sich auf die Stabilisierung des Turmes sowie des Tragwerkes für das Kirchendach. Die Turmhaube wurde anschließend neu verschiefert und das Kirchendach neu eingedeckt. In den 2000er Jahren richtete sich das Hauptaugenmerk auf die Innenrestaurierung der Kirche. Nach gründlicher Befundung erhielt sie wieder ihr ursprüngliches barockes Aussehen mit hellbeigen Farben an Wänden und der gewölbten Decke sowie Vergoldungen an den Säulenkapitellen. Auch Kanzelaltar, Taufengel und Orgelprospekt wurden auf ihr barockes Aussehen zurückgeführt. In mehreren Etappen wurde schließlich auch der historische Mosaikfußboden saniert und grundhaft gereinigt. Zur Restaurierung der Poppe-Orgel sind Gutachten und Kostenangebote eingeholt worden. Aufgrund der sehr guten Akustik des Kirchenraumes soll die Kirche zukünftig verstärkt auch als Konzertkirche genutzt werden. Dass die Kirche wieder im alten Glanz erstrahlt, ist wesentlich einer Mäzenin aus der alten Bundesrepublik zu danken, die früher in Burgau lebte.

Die Dreifaltigkeitskirche ist als Kulturdenkmal und als Teil eines Denkmalensembles geschützt.

Traugott Keßler

 

Abnahme der Turmhaube 1993 zur Stabilisierung des Turmes und Erneuerung der Schiefereindeckung des Haubendachs (Fotoautor unbekannt)

 

Weiterführende Literatur

Maetzig, D. (2020): „Die Burgauer“ ehren Ernst Haeckel. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2020: 98-99

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

Seibt, S. & T. Keßler (2014): Burgauer Kirchenbuch. Die Geschichte der Burgauer Kirche und der Kirchengemeinde von 1914 bis 2014. – Jena-Burgau, 98 S.

Rupp, M. (2022): Die Burg Burgau bei Jena. – Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2022, S. 19-54

Zahn, A. (2025): Kirchliche Verhältnisse in Burgau an der Saale bis zur Reformation. Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2025, S. 37-44

https://www.kirchbauverein-jena.de/unsere-kirchen/burgau/

 

Blick auf die Dreifaltigkeitskirche vor 1935 (Sammlung Frank Stephan)

 

 

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Binderburg

 

Wer früher die Straße zwischen Burgau und Göschwitz nutzte, dem fiel die attraktive, romantische Burg auf dem Sandsteinfelsen südlich von Burgau auf. Inzwischen haben sich moderne Industriebauten auf den ehemaligen Viehweiden und Mähwiesen in der Saaleaue vor der Burg angesiedelt, doch noch immer fällt dem Passanten die stattliche Burg auf. Ist das die Burg Burgau? Wie gut gepflegt und erhalten sie ist! – Es ist die Binderburg, die sich der Bauschulprofessor und Kirchenbaumeister Fritz Adolf Binder im vorigen Jahrhundert von Burgauer Handwerkern im neoromanischen Burgenstil erbauen lassen hatte. Die Ruinen der Burg Burgau findet man zwanzig Meter östlich im Garten der Binderburg. Die Binderburg hatte sich Binder aus Liebe zu historischen Gebäuden als Wohnhaus erbaut. Ihn beeindruckte das Dreieck Lobdeburg – Burg Burgau – Leuchtenburg. Im Alter widmete er sich gern der Betrachtung historischer Burgen.

Binders Großvater, Carl Friedrich Ferdinand Binder, war in Burgau Geleitsinspektor. Sein Sohn Johann Heinrich Wilhelm Ferdinand Binder war in Jena Kriminalgerichtsassessor. Ihm wurde 1853 in Jena Fritz Adolf Binder geboren. Die Familie Binder zog nach Eisenach. Fritz Adolf Binder studierte in Karlsruhe Architektur, in Metz arbeitete er für die Garnisonskirche, in Münster baute er die Tuckesburg und das Naturkundemuseum. Er wurde Lehrer an der Baugewerkschule in Posen, entwarf nebenher Kirchenbauten, wurde 1898 zum Professor ernannt, wechselte an die Baugewerkschule Görlitz und kaufte ein Grundstück auf dem Burgauer Schlossberg. Zunächst führte er archäologische Grabungen durch und baute sich hier ein Gartenhaus. Er wurde 1908 wegen eines Herzfehlers emeritiert und befasste sich nun mit dem Gedanken, auf dem Schlossberg eine eigene Burg zu errichten. Bereits 1907 wurde die Bauerlaubnis ausgestellt. Binder baute die Burg direkt an die Felsabbruchkante. Sie wurde mit vielen historischen Kolorits ausgestattet, darin war er schließlich Meister. Burgauer Bauhandwerker führten den Bau aus. Sie arbeiteten von 1908 bis 1910 an ihm. Es entstand ein attraktives Gebäude. Als Besonderheiten weist es ein großzügiges gewendeltes Treppenhaus mit farbigen Bleiglasfenstern, ein Kreuzgewölbe mit romanischen Säulen im Kellergeschoss sowie eine unter dem Haus befindliche Sandsteinhöhle auf. Letztere wurde verschiedenartig genutzt und war zum Ende des Zweiten Weltkrieges sogar als Entwicklungslabor und Produktionsstätte für Wärmepeilgeräte der Firma Zeiss vorgesehen. Entspricht eine Ritterburg noch den Ansprüchen eines modernen Menschen? Binder erlebte den Aufwand für die Beheizung und die Reinhaltung der großen Flächen und häufige Reparaturen.

Den östlichen Teil der Burg vermietete Binder. Dem pensionierten Professor fehlten die üppigen Einkünfte eines Unternehmers. Er war Bürger seiner Zeit, Hauptmann und Kompanieführer bei den Landwehr-Pionieren. Hatte es ihn bewegt, dass sein einziger Sohn drei Tage nach seinem achtzehnten Geburtstag im Ersten Weltkrieg für das Vaterland gefallen war? War sein Tod ein nötiges, ein ehrenvolles Anliegen? Enthusiastisch widmete sich Binder nun der regionalen Geschichtsforschung. Er starb 1925. Seine Ehefrau Henriette musste bereits in der Inflationszeit den größten Teil der Räume vermieten.

Dreißig Jahre alt, trat die Binderburg in ihren zweiten „Krieg“. Vorübergehend suchten Familienangehörige in ihr Zuflucht, doch nach dem Krieg ging die Familie nach Westdeutschland. Sie blieb als anonymes Bauwerk allein in einer Zeit zurück, in der das anonyme individuelle Wohnen bevorzugt wurde. Das Haus kam in städtische Verwaltung, doch sein Unterhaltungsaufwand war zu hoch. Die Burg fungierte als würdige Wohnstätte fremder Wissenschaftler und Bürger. Sie war Wohnung schlechthin. Ihre Attraktivität alterte.

 

Blick auf die Binderburg von Süden (Foto um 1920 aus Die Burgauer e. V. o. J.)

 

2003 kaufte Dr. Michael Willsch die Burg. Er sagte, Liebe auf den ersten Blick habe ihn zur Binderburg geführt. Überwältigend aber ist seine besonnene Initiative für die Burg gewesen. Überlegt und unerschütterlich ging er die Erhaltung und Nutzung der Burg an. Die Wand der Burg über dem Felsabbruch drohte einzustürzen. Er baute sie sorgfältig ab, nummerierte Stein für Stein und lagerte die Steine übersichtlich zum Neuaufbau der attraktiven Wand über der Saaleaue. Er sprach über seine Initiativen, ohne uns zu etwas zu verpflichten. Er nutzt die Burg und ihren Park, um Kulturveranstaltungen in Burgau einen ansprechenden Platz zu geben.

Die Binderburg steht als Kulturdenkmal unter Schutz.

Dietmar Maetzig

 

 

Blick über Schrebergärten zur Binderburg (Foto um 1965 aus Die Burgauer e. V. o. J.)

 

Weiterführende Literatur

Die Burgauer e. V. (Hrsg., o. J.): Altes und Neues Burgau. Bildband.

Maetzig, D. (2017): Die Burgauer und ihre Häuser (4). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2017: 52-66, 74-104

Otte, R. (2020): Zur neueren Geschichte der Burgauer Felsenhöhle. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2020: 49-53

Rohnstock, K. & R. Müller (2007): Das Dorf lebt, Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. – quartus-Verlag, 1. Aufl., Bucha bei Jena, 134 S.: S. 23-24

Seibt, S. (2007): 750 Jahre Burgau an der Saale. Geschichtlicher Abriss 1257 bis 2007. – Burgau, 96 S.

Willsch, M. (2017): Die zweite Geburt der Binderburg. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2017: 66-74

https://binderburg.de/

 

 

Sie befinden Sie auf dem Historischen Ortsrundgang von Burgau.
Weitere Stationen finden Sie auf der unten stehenden Karte.

 

Mühlengehöft mit Wasserkraftwerk und Wehr (Kulturdenkmal)

 

Die unentwegt zu Tage tretende Kraft der Saale wird in Burgau wohl schon lange genutzt. Von 1447 stammt unsere älteste Nachricht von einer mit Wasserkraft getriebenen Burgauer Getreidemühle. Sie gehörte zum Burgauer Gut, einem regionalen Großbetrieb. Die Arbeit der Mühlen ist ernst und verantwortungsvoll. Sie wird beständig und erfolgreich betrieben, doch wir besitzen kaum Kenntnisse von ihr. Wir haben von einer Schneidemühle und einer Getreidemühle erfahren, die beide Seiten der Mühllache säumten. Die Arbeit ihrer Mühlen war den Burgauern so wesentlich, dass sie sich fortwährend mit ihr befassten, und nicht an ausdauernde Aufzeichnungen über ihre Arbeit dachten. Die Mühlen lagen an der dem Dorf zugekehrten Seite des Flusses, etwa in der Höhe der Schmiede.

Die Schneidemühle trennte Baumstämme zu Balken, Bohlen und Brettern und war damit eine Grundlage für den Häuserbau. Die Interessenten an ihrer Arbeit reichten bis tief ins Hinterland. Die Getreidemühle bereitete aus den Getreidekörnern verschiedene Mehle und Schrote. Im 18. Jahrhundert wurde die Mühle zu einer Erbpachtmühle umgewandelt. Zwei komplette Mühlengebäude säumten beide Seiten der Mühllache. Bis 1818 herrschte auch hier noch Mahlzwang. Die Bauern eines Dorfes hatten ihr Getreide in einer zugewiesenen Mühle zu mahlen. In der Burgauer Mühle mussten es die Bürger aus Bucha, Burgau, Kleinkröbitz, Lobeda, Nennsdorf, Rothenstein, Schorba und Winzerla tun.

Auch in der Burgauer Mühle kam es zu Unkorrektheiten. So beanstandeten die Burgauer Mahlgäste 1785 eigenwillige Mühlenumbauten des Erbpachtmüllers Johann Andreas Keßler in der Burgauer Mühle. Sie behinderten das Verfolgen des korrekten Mahlvorganges durch die Mahlgäste. In einem Gerichtsverfahren wiesen das Sachverständigen-Gutachten nach. Dem Mühlenpächter wurde eine Vielzahl Auflagen zu Abänderungen seines Mahlbetriebes erteilt. Er verlor sein Interesse an der Region Burgau und verließ sie.

Blick auf das Mühlengehöft und die Lachebrücke von Süden (Foto H. Mey 1970er Jahre)

 

Das Burgauer Saaleufer, an dem die Mühlen arbeiteten, bildete ein regelrechtes regionales Gewerbegebiet. Im Laufe der Zeit lösten neue Betriebe alte ab. Der sächsische Unternehmer Dr. phil. Karl Stahl kaufte die Schneidemühle und rüstete sie während seines Mühlenbesitzes von 1838 bis 1873 in eine moderne Holzschliffmühle um. Holzschliff war zu einem Grundstoff der Papier-, Pappe- und Faserplattenproduktion geworden. Stahl erwarb in Burgau auch 12,96 Hektar Ackerland und wurde zu einem modernen Grundbesitzer. Als Stahl verstarb, kaufte Friedrich August Frommhold (1843 – 1895) die Holzschliffmühle 1880 von Stahls Kindern. Sein Schwiegersohn, der Ingenieur Eugen Reclam (1867 -1927), pachtete nach Frommholds Tod die Mühle und führte die Schliffproduktion bereits mit selbst erzeugtem elektrischem Strom durch. Auch die Burgauer Porzellanfabrik und einige Burgauer Häuser belieferte er mit Elektroenergie. Reclams Schwiegermutter verkaufte ihren Betrieb 1908 an die Firma Carl Zeiss, die mit dem Betonbauunternehmen Dykerhoff & Widmann hier eines der zur damaligen Zeit deutschlandweit modernsten Wasserkraftwerke zu ihrer Eigenversorgung mit elektrischem Strom baute. Eine 90 Meter lange Wehranlage staut das Wasser noch immer an. 1912 begann die Stromerzeugung. Das Burgauer Zeiss-Kraftwerk wurde damals zu einem der leistungsfähigsten und modernsten deutschen Kraftwerke. Nach dem zweiten Weltkrieg versuchte die Zeiss-Werkleitung das Zeiss-Unternehmen von der Stromerzeugung zu befreien. Es gelang ihr nicht. Nach der Wiedervereinigung kaufte der hessische Müllermeister Karl Schmidt das noch heute interessante Burgauer Kraftwerk, modernisierte es und betreibt es professionell und erfolgreich weiter. Im 21. Jahrhundert erfolgte ein gelungener Umbau der alten Mühlen- und Wirtschaftsgebäude als Wohnanlage.

Dietmar Maetzig

Blick auf die Mühlengebäude von der Göschwitzer Straße aus (Foto Hans Mey 1973)

Blick in das Burgauer Wasserkraftwerk (Fotoautor unbekannt)

 

Weiterführende Literatur

Kessler, T. & R. Stedtler (2017): Zur Geschichte des Saalekraftwerkes Burgau. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2017: 22-27

Maetzig, D. (2015): Burgau und seine Höfe (2). - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2015: 35-101

Marckwardt, W. (2012): Die Burgauer Mühle um 1785. - Burgauer Almanach. Beiträge zur Ortsgeschichte 2012: 71-78

Rohnstock, K. & R. Müller (2007): Das Dorf lebt, Bewohner erzählen Geschichten aus Burgau. – quartus-Verlag, 1. Aufl., Bucha bei Jena, 134 S.: S. 49

Sturz, R. & M. Mieth (Hrsg.) (2018): JENA - Lexikon zur Stadtgeschichte. - Tümmel Verlag GmbH Berching, 888 S., S. 528

 

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